Leckerli gegen den Hund

Für die einen ist es Mord, für die anderen eine Notwendigkeit. Egal wie man es sieht: Am Ende gibt es häufig eine Anzeige gegen Unbekannt und die Trauer über ein getötetes oder die Sorge um ein verletztes Tier.

Was interessieren den Hund ein paar blaue und grüne Giftkügelchen – das Fleisch liegt da rum, das Fleisch wird gefressen und basta. Die Übelkeit, der Durchfall, der benebelte Zustand und der Zusammenbruch kommen erst später. Und spätestens dann muss alles ganz schnell gehen.

Ramona Weyer hat vor lauter Sorge um ihren Hund Leon sogar die Haustür offenstehen lassen, ihn ins Auto gepackt und ist losgerast. Zu diesem Zeitpunkt war der elfjährige Labrador schon nicht mehr ansprechbar und reagierte auch nicht auf Berührungen.

Leon hatte Rattengift gefressen. Jemand hatte den Köder in einem Waldstück in Wülfrath im Unterholz ausgelegt und der Rüde hatte ihn gefunden. Davon bekam Ramona Weyer zunächst nichts mit, denn die Wirkung von Rattengift setzt erst nach Stunden ein. Weil die Hundebesitzerin dann aber so schnell reagiert hat, hat Leon überlebt. Trotzdem musste er mehrere Wochen auf der Intensivstation der Tierklinik in Duisburg bleiben. „Wenn meine Hunde jetzt mit der Nase über dem Boden hängen“, sagt Ramona Weyer, „werde ich sofort unruhig.“

Rattengift vermindert die Blutgerinnung und führt letztendlich zu tödlichen Blutungen. Gerade weil es sich so schleichend auf dem Körper auswirkt, scheinen Menschen, die Hunde nicht ausstehen können, dieses Mittel zu lieben.

Hundehasser im Internet

Markus G. ist so ein Mensch. Er hasst Hunde. Als Kind sei er von einem gebissen worden und seitdem lasse er keine Gelegenheit aus, ihnen zu schaden, schreibt er in einem Blog. Auf der Internetseite Gegenhund.org lässt er seinem Hass freien Lauf. Die Seite ist seit kurzem wieder online. Von seinem früheren Anbieter, der die Inhalte der Seite auf einer Datenbank für den Nutzer speichert, war sie gesperrt worden. Doch jetzt schreibt Markus G. auf der Internetseite: „Nun haben wir endlich einen redlichen und sicheren Host in China gefunden. Einem Land, in dem Hunde ganz nach ihrer Fasson glücklich werden dürfen. Im Topf.“

IMG_4649An dieser Seite scheiden sich die Geister. Die einen lieben sie, die anderen verabscheuen sie und wiederum andere glauben an eine Satire. Markus G. hatte auf der Seite ursprünglich seine Identität preisgegeben, entschied sich nach Drohungen von Hundehaltern dann jedoch für die Anonymität.

Auch wenn der Tonfall der Beiträge teilweise satirisch ist, so ist die Botschaft dahinter doch deutlich: Private Hundehaltung gehört verboten, die Bestien gehören beseitigt und der egoistische Hundehalter muss zur Vernunft erzogen werden, weil er der Gesellschaft mit seinem Hund Kosten und Folgeschäden aufdrückt.

Auch im Rheinland scheint es Menschen zu geben, die Hunde so sehr verabscheuen, dass sie zu drastischen Mitteln greifen. Längst bleibt es nicht mehr nur bei vergifteten Fleischstücken oder Wurstenden. Nägel, Rasierklingen, Schrauben, Nadeln oder Glasscherben – alles, was klein und gleichzeitig gefährlich ist, wird in Fleischklumpen gedrückt und als Köder ausgelegt.

Hundehalter warnen

Wie oft das geschieht, können die ortsansässigen Stadt- oder Veterinärämter und Polizeistationen in der Regel nicht erfassen, aber die Einträge auf der Internetseite GiftköderRadar lassen vermuten, dass es viele sind. Seit ca. drei Jahren können aufgefundene Köder dort mit wenigen Klicks gemeldet werden und alle User enthalten je nach Wunsch eine Mail oder eine Pushnachricht über die App. Seit Juli 2013 wurden dort allein in Köln 23, in Dortmund 17, in Bonn sieben und in Essen zehn Giftköder gemeldet – um nur ein paar Städte zu nennen. In den vergangenen vier Wochen gab es im gesamten Bundesgebiet 68 Meldungen. Die Gründer von GiftköderRadar, Sascha und Amalia Schoppengerd, arbeiten mittlerweile mit großen Tierschutzorganisationen zusammen und wurden so zur größten Anlaufstelle, wenn es darum geht, andere Hundehalter online zu warnen.

Köder noch rechtzeitig gefunden

Wer draußen beim Gassi gehen einen Köder findet, sollte die Polizei anrufen. Das gilt auch in den Fällen, in denen man nur einen Verdacht hat und natürlich auch dann, wenn der Hund einen Köder gefressen hat. Wird ein Täter gefasst, muss er sich wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und Sachbeschädigung verantworten.


Swende über die Recherche: “Ein Hund agiert nicht bewusst böswillig, er ist ein Werkzeug seines Halters. Beide hinterlassen etwas in unserer Welt und dafür hat keiner verdient gefoltert oder gar getötet zu werden. Mit welcher Selbstverständlichkeit der Hass teilweise ausgeübt wird, hat mich schockiert.”

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 >> Köder gefressen und dann?

Egal ob Gift oder scharfe Gegenstände: Hat der Hund so etwas verschluckt, heißt es ab zum Tierarzt.

Bei Gift wird ein Mittel zum Erbrechen verabreicht. Hilft das nicht, weil der Köder schon verdaut wurde, kann ein Gegengift helfen. Bei Fleisch mit Rasierklingen o.ä. sollte das Erbrechen vermieden werden, da die Speiseröhre und der Darm dünner sind als der Magen. Am Ende hilft nur Aufschneiden – oder rohes Sauerkraut. Das kann sich im Magen um den Gegenstand wickeln und schlimmere Verletzungen verhindern. Um eine Operation oder eine andere Behandlung beim Tierarzt kommt man damit allerdings nicht herum.

Ausscheidungen sollten in jedem Fall mit in die Praxis gebracht werden, da diese Rückschlüsse auf Gifte oder Gegenstände, die der Hund gefressen hat, geben und somit schneller passende Gegenmaßnahmen ergriffen werden können.

In der Gastronomie oder in Hotels werden Schädlinge wie beispielsweise Mäuse und Ratten häufig mit Gift bekämpft. Hundehalter sollten auch hier die Augen offen halten.


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