Tausch-App statt Annonce

Eigentlich wollte der Werbefachmann Thomas Dickenbrok nur ein bisschen Krempel loswerden, als er vor vier Jahren zusammen mit ein paar Kollegen in Ostwestfalen die Plattform „Spotswop“ gründete. Doch die App wurde zum Selbstläufer: Nordrhein-Westfalen ist im Tauschfieber und auf der Spotswop-Googlemap hinterlassen Tauschwillige von Kiel bis Wien kleine blaue Fähnchen. Ein Gespräch mit Thomas Dickenbrok.

Herr Dickenbrok, wie funktioniert Spotswop?
Die Idee ist, dass man Sachen, die man über hat, mit jemandem aus der Region tauschen kann, anstatt sie wegzuwerfen. Dabei kann es auch vorkommen, dass zwei Dinge mit ganz unterschiedlichem materiellen Wert getauscht werden. Vor vier Jahren waren wir die erste App auf diesem Gebiet. Durch Smartphones geht das ja heute sehr einfach, man kann einfach seine Location eingeben und loslegen.

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Wie kommt eine Werbeagentur auf so eine Idee?
Wir haben überlegt, was es noch nicht gibt und wie wir uns noch einmal anders positionieren können. Wir hatten selbst Dinge, die wie loswerden wollten und haben das einfach mal aus eigener Initiative heraus probiert. Es ist oft so, dass man eine Idee im Kopf hat, die aber nie realisiert wird. Wir setzen solche Ideen einfach um und schauen, was passiert. Bei Spotswop hat es geklappt.

Welche Motivation haben die Nutzer?
Die meisten wollen das einfach mal ausprobieren: Bevor man Dinge wegwirft, probiert man mal aus, was man dafür noch bekommt. Und getauscht wurde ja immerhin schon in der Steinzeit.

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Die Nutzer scheinen begeistert

Sind die Leute denn trotz NSA-Ausspähaffäre und täglicher Passwort-Skandale bereit, ihren genauen Standort preiszugeben?
Wenn man ein Angebot nutzt, ist man dazu auch bereit. Jeder kann selbst entscheiden, ob man sich irgendwo trifft oder seine Adresse hergibt.

Welche Rückmeldungen bekommen Sie von den Nutzern?
Bis jetzt noch relativ wenig. Aber wenn die Leute sehr aktiv sind und wir trotzdem keine Rückmeldungen bekommen, dann gibt es auch kein Problem. Das ist die positivste Rückmeldung für uns.

Was passiert denn, wenn ein getauschter Gegenstand nicht hält, was vorher versprochen wurde?
Wir haben das ganz klar in unseren AGBs geregelt: Die Haftung liegt bei den Tauschenden. Wir stellen nur die Plattform bereit.

Tauschen – der Trend der Share Economy

Sehen Sie einen Trend zu weniger Eigentum und weniger Konsum?
Solche Apps werden das Konsumverhalten nicht verändern. Das sind Trends, die immer mal wieder aufkommen und die die Wirtschaft nicht nachhaltig verändern. Tauschanzeigen gab es auch früher schon in den Zeitungen.

Wirkt sich das Tauschen auch auf das Zusammenleben von Menschen aus?
Natürlich entstehen nicht immer Freundschaften. Man kann Menschen aber dazu motivieren, zu interagieren, Fotos zu machen, eine Beschreibung zu verfassen. Wenn man sie dann vielleicht auch noch ins richtige Leben, also weg von Handys, Smartphones und Computern bringt, ist doch schon viel gewonnen. Und wenn man sie dann vielleicht noch zusammenbringt, weil sie ein gemeinsames Interesse haben, ist das natürlich toll.

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In Hamburg bietet jemand ja bereits an, Hamburg zu zeigen…
Genau. Meistens werden Gegenstände getauscht, das sieht man auch, wenn man die Karte anklickt. Bietet aber jemand eine Stadtführung an, prüfen wir, ob das ein Fake ist. Aber wenn sich dann tatsächlich welche zusammen aufmachen, um beispielsweise eine Stadt zu erkunden, ist das doch ok.

Auch in Österreich gibt es bereits Spotswop-Nutzer. Wollen Sie von Ostwestfalen aus ganz Europa vernetzen?
Das ist schon ein Traum, auch wenn wir nicht ausgezogen sind, die Welt zu erobern. Wir machen beispielsweise gar keine Werbung für Spotswop, das ist ein reiner Selbstläufer. Aber wenn wir jetzt sehen, dass wir auch in Österreich erfolgreich sind, ist das Grund zur Freude und dafür, uns auf andere Länder einzustellen.

Vielen Dank für das Gespräch!